Ohrensache
Shana Morrison steht bereit, mit ihr sieben weitere Musiker. Alle schauen in eine Richtung - dahin, woher Van Morrison auf die Bühne kommen soll. Es aber nicht tut. Acht Minuten lang nicht.
Nur acht stocksteif dastehende Musiker, die sich nicht bewegen. Dazu etwa 3.000 Menschen, die Van the Man bei seinem einzigen Konzert in Deutschland - ausgerechnet in Düsseldorf - erleben wollen. Klatschen, rufen, pfeifen, buhen - nichts nützt. Van Morrison kommt erst, als er selbst es will. Warum auch immer - nun doch. Kein Wort zum Publikum, kein Blick - der Mann, dem man durchaus ein bisschen Asperger diagnostizieren könnte, beginnt mit "Brown Eyed Girl".
Fast angewidert nuschelt er den Text, spuckt die Töne manchmal hin, als würden sie ihm den Mund verätzen. Wer gerade noch begeistert mitsingen wollte, wird betroffen still, kriecht auf seinem Stuhl zusammen und betet innerlich vermutlich darum, dass die Laune des Meisters besser werden möge.
Eine Entdeckung wert ist die Band Tusq. Sie wurde erst im Jahr 2009 in Hamburg gegründet. Im Promotext heißt es "Sie verfahren mit von Hektik oder Aufgeregtheit vermeidende Art und Weise, ohne dass es ihren Liedern ansatzweise an Druck mangeln würde."
Das klingt seltsam. Gemeint ist spannende, melodienselige Musik mit Gitarren, bei der man den Musikern anmerkt, dass sie Spaß haben. Zwar werden als Referenzpunkte skandinavische Bands genannt, aber die Musik gemahnt auch an Brit Pop, vereinzelt gar an Oasis. Besonders die Songs "Urban Spaces", "You And I" und "Lead The Fairies, Lead The Way" sind quasi potenzielle Hits.
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Wer innovative Rockmusik mag und sich von martialischen Bandnamen nicht abschrecken lässt, dem sind Trail Of Dead seit Jahren ein Begriff. Die Amerikaner machen so eingängige wie schwierige Gitarrenmusik, die mit jedem Hören wächst.
Das ist zweifelsohne Kunst, auch ein Gesamtkunstwerk, bei dem der belesene Hauptsongwriter und (in den meisten Fällen auch) Sänger auch schon mal ganze Albumcover mit Kugelschreiber zeichnet.
Das neue Album „Tao Of The Dead“ ist im Grunde ein einziges Stück Musik in mehreren Kapiteln (so war es zumindest geplant) wobei der letzte Song „Strange News From Another Planet“ gleich 16 Minuten lang ist. Das klingt anstrengend, ist es aber nicht.
Die Beatsteaks sind über die Jahre zu einer der erfolgreichsten deutschen Bands geworden. Sie sind sicher ein Paradebeispiel dafür, dass man sich Erfolg über viele Jahre erarbeiten muss und kann. Die Fanschar wuchs nicht zuletzt durch umfangreiche Tourneen und tolle Konzerte.
Nach einer längeren Pause erscheint nun mit "Boombox" das sechste Studioalbum der Berliner. Die Beatsteaks machen da weiter, wo sie 2007 mit "Limbo Messiah" aufgehört haben. Ob das Album an ihr Meisterwerk "Smack Smash" heran reichen wird, zeigt die Zeit, denn die elf natürlich auf jede Art rockenden Stücke wachsen mit jedem Hören.